Brutdistanzierung zur Schwarmvorbeugung
Hier sind insbesondere die Demarée- und die Snelgrove-Methode erwähnenswert.
1. Die Demarée Methode
Wenn ein zweizargiges Volk mehr als sechs Brutwaben hat, viele Drohnen und Arbeiterinnen vorhanden sind sowie eine gute Trachtlage herrscht, die ersten Spielnäpfchen zu finden sind aber noch keine Schwarmzellen, ist es die richtige Zeit für die Brutdistanzierung nach Demarée (George Demarée, amerikanischer Imker, 1832–1915)
Hierzu muss zunächst die Königin gefunden werden. Sie wird entweder auf ihrer Wabe in einem Ablegerkasten oder in einem Käfig geparkt.
Die untere Zarge wird mit Leerwaben und/oder Mittelwänden gefüllt und in der Mitte zusätzlich eine Brutwabe mit überwiegend offener Brut. Der Boden bleibt mit der Flugöffnung unverändert.
Die Königin wird nun auf den Brutrahmen gesetzt (oder zusätzlich mit ihrer Wabe in die Mitte der Zarge gegeben). Darauf kommt nun das Absperrgitter.
Auf die untere Zarge kommt nun der/die Honigraum/-räume. Dann wieder ein Absperrgitter.
Hier muss nun ein zweites Flugloch geschaffen werden. Dies kann durch einen 10mm hohen U-Rahmen geschaffen werden oder man benutzt ein Cloake-Board ohne Schieber und spart sich das Absperrgitter. Das Flugloch wird auf 20mm eingeengt, um Räuberei zu vermeiden, aber die noch schlüpfenden Drohnen nicht einzusperren.
Jetzt kommt die zweite Brutzarge mit den restlichen Brutwaben, Innen- und Außendeckel.
In der unteren Zarge sitzt nun die Königin mit den Flugbienen und ausreichend Platz für die Eilage, so wie auch beim natürlichen Schwärmen. Die obere Zarge, durch die Honigzarge/n weit von der Königin getrennt, ist voller Brut und Stockbienen, die ihrerseits aufgrund mangelnder Königinpheromone Weiselzellen anlegen werden.
Nach vier Tagen werden die ersten Weiselzellen gebrochen. Danach gibt es mehrere Möglichkeiten fortzufahren:
1. Nach weiteren vier Tagen erneut die neugeschaffenen Weiselzellen (die nun aus den geschlüpften Stiften gezogen wurden) brechen. Dies macht die obere Zarge hoffnungslos weisellos. Hier könnte nun ein Zuchtrahmen zur Königinzucht eingehängt werden, wenn man dies möchte.
Falls das Volk vermehrungswürdig ist, kann man auch warten, bis die Zellen verdeckelt sind (auf die Entwicklungsstadien achten!), sie vorsichtig ausschneiden und in Begattungskästchen (besser Mini Plus) aufteilen.
Oder, man belässt nur eine gut entwickelte Weiselzelle und hat nach der Begattung der neu geschlüpften Königin ein 'Zwei-Königinnen-Volk'. Diese Völker können sehr groß werden und tragen entsprechend ein. Nach der Honigernte kann die alte Königin entnommen und die ursprüngliche Beutenkonfiguration wieder hergestellt werden.
Wenn die obere Zarge weisellos bleiben soll, ist es sinnvoll in regelmäßigen Abständen Waben mit der unteren Zarge zu tauschen. Verdeckelte Brut kommt nach oben, Leerwaben nach unten. Natürlich muss besonders darauf geachtet werden, dass die Königin nicht versehentlich in der oberen Zarge verschleppt wird. Ebenso muss darauf geachtet werden, das nicht auf den umgehängten Waben Nachschaffungszellen entstehen.
Dies ist arbeitsreich, insbesonders, da sich die zwischengesetzten Hönigräume, die bei Bedarf auch ergänzt werden müssen, stark an Gewicht zunehmen.
2. Die Snelgrove-Methode
Für die Druchführung der Snelgrove-Methode (Louis Edward Snelgrove, brit. Imker, 1879- 1965) wird zusätzliche Hardware benötigt, das sogenannte 'Snelgrove-Board'. Hierbei handelt es sich um einen Zwischenboden mit beidseitigem Gazeverschluss und sechs verschließbaren Fluglöchern. Hört sich kompliziert an, ist es auch.
Das Verfahren ist vom Grundsatz her auch eine Distanzierung der Brut, wobei hier die direkte Wanderung der Bienen durch die Zargen unterbunden wird, da statt der Absperrgitter ein Zwischenboden von mindestens 5mm Stärke eingelegt wird, der zwar in der Mitte einen großen Durchbruch hat, der aber von beiden Seiten mit Gaze verschlossen ist. Dadurch haben die Bienen in den beiden von einander getrennten Zargen keinen Körperkontakt und können so auf diese Weise keine Pheromone austauschen. Dementsprechend werden in der oberen Zarge Weiselzellen angelegt. Gleichwohl herrscht in der ganzen Beute der gleiche Duft und die Wärme von der unteren Zarge wärmt die obere mit.
Da auf beiden Seiten des Zwischenbodens ( an drei Kanten, jeweils oben und unten) verschließbare Fluglöcher sind, können die Flugbienen zwischen den beiden Zargen hin- und hergelenkt werden.
Eine mögliche Vorgehensweise:
Tag X
Es wird eine vorbereitete Zarge mit Leerwaben/Mittelwänden benötigt.
Honigräume abnehmen und Königin suchen und sichern.
Neue, vorbereitete Zarge auf alten Boden setzen und in der Mitte mehrere Rähmchen herausholen um Platz zu schaffen.
Die Königin mit einer Brutwabe mit offener Brut zusetzen. Dabei darauf achten, dass sich auf diesen Waben keine Weiselzellen befinden, ggf. brechen. Die Lücke zusammenschieben und außen mit Rähmchen auffüllen.
Die ursprüngliche Zarge auf Weiselzellen überprüfen und ggf. brechen.
Beute wieder zusammensetzen. Absperrgitter auf untere Brutzarge mit Königin, darauf Honigzarge(n), dann 'Snelgrove-Board', ursprüngliche Brutzarge, Innen- und Außendeckel. Das Snelgrove-Board muss so aufgesetzt werden, dass die Seite ohne Flugloch zur Fluglochseite des Bodens weist.
Jetzt links-oben das Flugloch öffnen (von der Front aus gesehen). Die Flugbienen werden wieder durch das Bodenflugloch in die Beute fliegen.
Tag X+4 bis 5
Beute nicht öffnen, sondern nur 'Oben-links' schließen, 'Unten-links' und 'Oben-rechts' öffnen.
Tag X+9 bis 10
Oberen Brutraum auf Weiselzellen kontrollieren und ggf. brechen (oder die besten für die weitere Verwendung belassen). Zu diesem Zeitpunkt gibt es in dieser Zarge keine Stifte/Larven mehr, aus denen eine Königin gezogen werden könnte.
Jetzt 'Unten-links' und 'Oben-rechts' schließen, 'Hinten-oben' öffnen.
Zu diesem Zeitpunkt ist das Volk quasi künstlich geschwärmt. Die Flugbienen sind dreimal umgelenkt worden. Was jetzt geschehen soll, hängt ganz vom Imker ab.
Wenn keine Völkervermehrung gewünscht ist und keine Weiselzellen erhalten wurden, wird die obere Brutzarge ohne Absperrgitter auf die untere aufgesetzt. Dann Absperrgitter und Honigzargen, also zweizargige Brut oder...
Nur das Snelgrove-Board entfernen und warten, bis die letzte Brut geschlüpft ist. Danach kann die obere Zarge entfernt werden. Das Volk bleibt auf einer Brutzarge.
Wenn eine Weiselzelle in der oberen Zarge belassen wurde und die Königin erfolgreich begattet ist, kann sie die alte Königin ersetzen, indem man beide Teile vereinigt (und sicherheitshalber die alte Königin entnimmt).
Alternativ kann die obere Zarge mit neuer Königin in Eilage auf einen neuen Boden gesetzt werden. So hat man ein weiteres Volk.